Header Interview SOM

Insider-Interview

Ein Blick hinter die Kulissen

LBIH

Interview mit Jochen Lieth, zentrale Ansprechperson und Multiplikator für das Building Information Modeling (BIM) im LBIH

Building Information Modeling: Erst planen, dann bauen!


Digitalisierung braucht Menschen, die sie verstehen, umsetzen und weiterentwickeln. Seit Herbst 2022 ist Jochen Lieth beim Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH) zentrale Ansprechperson und Multiplikator für das Building Information Modeling (BIM), auf Deutsch: die Bauwerksdaten-Modellierung. Durch den Einsatz der digitalen Bau- und Planungsmethode können Prozesse im Bauwesen digitalisiert und optimiert werden. Im Interview erklärt uns Jochen Lieth, was BIM genau ist und welche Chancen und Perspektiven die Bauwerksdaten-Modellierung mit sich bringt.


Mit BIM sind Sie mit einem top aktuellen Thema betraut. Erklären Sie uns kurz, was sich hinter den drei Buchstaben verbirgt?

Die digitale Welt begegnet jedem bereits häufig in seinem persönlichen Alltag. Heutige Bauvorhaben können mittels der BIM-Methode virtuell geplant und unter vielen Gesichtspunkten (z.B. der Nachhaltigkeit) betrachtet werden. Was heißt das aber nun ganz konkret? Beim Building Information Modeling handelt es sich um eine Arbeitsmethode, bei der innerhalb einer Planungsgruppe Datenmodelle mit Bauteileigenschaften, Kosten oder Termindaten ausgetauscht und in einem gemeinsamen Modell zusammengeführt werden. Dieses virtuelle, mehrdimensionale Gebäudedatenmodell kann man im Grunde mit einem Computerspiel vergleichen, in dem man von Raum zu Raum wechselt und dabei Details – in unserem Fall beispielsweise Bauteile – in Augenschein nehmen und die geplante Nutzbarkeit im Vorfeld prüfen kann. Sein vollständiges Potenzial entfaltet BIM bei der Nutzung der Daten über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes: Nicht nur bei der Projektvorbereitung, Bauplanung und -ausführung, sondern auch dem Gebäudebetrieb und -rückbau kann mit der gemeinsamen modellbasierten Datenbasis entlang des digitalen Gebäudemodells gearbeitet und somit ein erheblicher Mehrwert generiert werden.

Das hört sich so an, als würde BIM für unsere Fachleute viele Vorteile mit sich bringen. Was sind aus Ihrer Sicht die entscheidenden Benefits?

Ein vergleichender Blick auf die Automobilindustrie verrät es: Bevor ein Auto in Serie geht, wird es anhand eines 3D-Modells analysiert, simuliert und optimiert. Den gleichen Benefit bringt die Bauwerksdaten-Modellierung mit sich. Geplante Gebäude können mithilfe von BIM im Vorfeld optimiert und Fehler frühzeitig erkannt und behoben werden. Das wirkt sich positiv auf die Planungs- und Ausführungsqualität sowie die Termin- und Kostensicherheit aus. Einen weiteren wesentlichen Vorteil sehe ich in einer neuen Form der Zusammenarbeit. Mithilfe von BIM können alle Projektbeteiligten auf sämtliche relevanten Informationen zugreifen – zu jeder Zeit und an jedem Ort. Somit ist ein lückenloser Informationsaustausch zwischen Bauherrn, Architekten, Planern, Bauzeichnern, Gutachtern und allen weiteren Akteuren aus verschiedenen Teilgebieten in Echtzeit möglich.

BIM ist auch ein wichtiges Thema für den LBIH. Welche Projekte erlauben einen Einblick in die Zukunft des Bauens und Betreibens?

Wer die Vorteile dieser Methode nutzen und langfristig wirtschaftlich bauen will, muss sich mit BIM auseinandersetzen. Im LBIH bereiten wir die Einführung der Bauwerksdaten-Modellierung bereits seit mehreren Jahren vor. Denn die Einführung erfordert strukturelle, prozessuale und ressourcenorientierte Anpassungen vorhandener Aufbau- und Ablaufstrukturen. In unserem strategischen Fahrplan kommen wir nun zu der Phase, wo BIM bei ausgewählten Projekten im Wirkbetrieb initiiert wird. So hat der LBIH an einer neu zu planenden Baumaßnahme, dem Neubau Seminargebäude I am Standort Philosophikum an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wichtige Erfahrungen in der Abwicklung der BIM-Methodik sammeln können. Diese Erfahrungen werden uns auch bei der Umsetzung des Masterplanes BIM für Bundesbauten zugutekommen, dessen Einführung erfolgt stufenweise in drei verschiedenen Levels. Der Level 1a startet im Juli 2023. Aktuell werden dafür wichtige Beispielvergabedokumente erarbeitet sowie die für die Eigenplanungen benötigten Datenschnittstellen und Planungstools angeschafft und getestet. Damit haben die Projektleitungen eine gute Grundlage für die anstehenden Aufgaben.

Sie fungieren im LBIH als BIM-Ansprechperson und -Multiplikator. Wie bereiten Sie die Kolleg*innen auf die neuen Schritte in der Digitalisierung vor?

Die erfolgreiche Einführung der BIM-Methode im LBIH erfordert einen nachhaltigen Prozess des Wandels. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang zielgruppenorientierte Qualifikationsangebote, die die erforderlichen BIM-Kompetenz aufbauen und festigen. Zudem schaffen wir die übergeordneten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen für die Implementierung der Bauwerksdaten-Modellierung und halten unsere Kolleg*innen hinsichtlich Neuigkeiten, Meilensteinen und Erfahrungen auf dem Laufenden.

Wagen wir einen Blick in die Zukunft. Wo steht BIM in Deutschland in zehn Jahren?

Der technologische Wandel macht auch vor der Baubranche nicht halt. Die Zeit, in der Architekt*innen und Ingenieur*innen ausschließlich mit handgefertigten Architekturmodellen und manuell erstellten Zeichnungen gearbeitet haben, ist vorbei. Die Digitalisierung schreitet auch in der Baubranche voran und ist zum Gradmesser des Erfolges geworden. Nach meiner Einschätzung wird es in zehn Jahren keine Bauplanung mehr ohne den Einsatz von BIM geben. Deshalb hat sich der LBIH schon seit vielen Jahren diesem Thema gewidmet und die Weichen Richtung Zukunft gestellt.

Bauen. Betreiben. Für Hessen. Bald mit Ihnen?

Das Leistungsspektrum des LBIH ist weit gefächert. Es umfasst die ganze Bandbreite staatlichen Bauens: Verwaltungsbauten, Justizvollzugsanstalten, Gerichte, Polizeipräsidien und -reviere, Spezialbauten für Wissenschaft, Kunst und Kultur wie Hochschulen, Museen und Staatstheater, militärische Liegenschaften der Nato und des Bundes. 

Sie haben Interesse, beim LBIH mitzuarbeiten? Herr Luley beantwortet Ihre Fragen gern:

Maximilian Luley
Maximilian Luley
Ihre Ansprechpartner für das Personalrecruiting der Zentrale
Telefon: +49 611 89051-360